Naturverträgliches, nachhaltiges Wildsammeln

Kräuter, Bäume, Sträucher, Pilze, Moose und Farne – sie alle können nicht nur unseren Speiseplan bereichern, sondern auch unser körperliches Wohlbefinden. Der Frühling ist da und lockt uns Kräuterweiber und Wurzelsepps wieder hinaus in die Natur, wo essbare Wild- und/oder Heilpflanzen wachsen. Wir tun uns und der Welt jedoch keinen Gefallen, wenn wir wie Plünderer über das Angebot in Wald und Wiese herfallen. Um naturverträglich für den Eigenbedarf zu sammeln, ist es wichtig, dass wir dies immer mit dem Gedanken an Nachhaltigkeit tun. Aus diesem Grund habe ich einige Tips für Sammler zusammen gestellt, auf die ich auch in meinen Kräuterführungen immer eingehe. 20140809_123059_resized

  • Sicheres bestimmen & Standort

Es ist eigentlich selbstverständlich, aber der Vollständigkeit halber sei gesagt, dass nur jene Wildkräuter gesammelt werden sollten, die man auch sicher bestimmen kann, um die Gefahr einer Vergiftung auszuschließen. Direkt neben stark befahrenen Straßen oder nah an gedüngten Feldrändern sollte man besser nicht sammeln. Wie wirkt die Landschaft auf mich? Strahlt sie Fülle und Gesundheit aus? Sind die Pflanzen prall und grün oder wirken sie schwach und kränklich? Steht die Pflanze unter Naturschutz?

  • Das Gebiet

Bevor wir loslegen, sollten wir in Erfahrung bringen, in welchem Gebiet unsere Kräuter wachsen. Handelt es sich um Privatbesitz? In diesem Fall sollte immer die Erlaubnis des Besitzers eingeholt werden. Befinden wir uns in einem Landschaftsschutzgebiet oder einem Naturschutzgebiet? Welche Regeln muss ich hier beachten? Behörden, wie z.B. die Untere Landschaftsbehörde, können Auskünfte erteilen.

  • Die 1:20 Regel

Man erntet niemals die einzige Pflanze, die an einem Standort wächst. Die Natur braucht diese eine Pflanze an diesem Ort dringender, als wir. Mit der Entnahme dieser Pflanze verhindern wir die Vermehrung und sorgen dafür, dass an diesem Standort unter Umständen nie wieder diese Art vorkommen wird. 1:20 ist eine einfache Faustregel für das wildsammeln, die garantiert, dass die Population vor Ort gesichert werden kann.

  • Wie ernte ich?

Beim ernten der Pflanze sollten wir, wenn möglich, nur etwa die obersten 2/3 abschneiden. So kann die Pflanze ggf. noch einmal neu austreiben. Wenn wir Wurzeln benötigen, dann sollten wir diese vorsichtig ausgraben und die benötigten Mengen mit einem Messer abschneiden. Ein Teil der Wurzel sollte in der Erde verbleiben, denn so kann die Pflanze überdauern. Ein gutes Beispiel ist der Beinwell, der immer wieder auch aus kleinsten Wurzelstückchen hochtreibt.

Zu guter Letzt sei gesagt, dass man nur die Mengen sammelt, die man auch benötigt. Nichts ist trauriger und verschwenderischer, als feststellen zu müssen, dass die Augen größer waren, als der Magen, sprich, dass man zu viel gesammelt hat und Reste entsorgen muss. Von daher gilt es, die benötigten Mengen vorab gut abzuschätzen. Mit diesen wenigen, aber einfach umsetzbaren Tips tun wir einerseits uns selbst etwas gutes und begegnen andererseits unserer Umwelt mit Respekt, Verantwortung und natürlich Zuneigung. So passt der Mensch ins Bild 🙂

Krötenwanderung und die ersten Frühlingskräuter

Es ist Abend geworden und während wir es uns langsam auf der Couch gemütlich machen, geht es für manch andere Spezies erst richtig los 😉 Die Rede ist von Kröten. Ich bin vom zahlenden zum aktiven Mitglied im Naturschutzbund geworden und im Zuge dessen war ich heute zum dritten mal bei der Krötenwanderung dabei. Die Kröten wandern jetzt von ihren Winterquartieren zu den Laichgründen, wobei sie die ein oder andere Straße überqueren müssen. Ab einer Temperatur von 5°C zieht es die Tiere zu den nahen Gewässern. Damit diese Wanderung nicht in einem Massaker endet (auch heute haben wir eine platt gefahrene Kröte gefunden), helfen wir dabei, die Kröten entlang der Zäune aus den Eimern zu fischen und sie auf der anderen Straßenseite wieder auszusetzen. Entlang der Zäune sind Eimer in die Erde eingelassen, in die Löcher gebohrt wurden, damit Regenwasser ins Erdreich abfließen kann. Kröte auf Birke

Trotzdem sammelt sich manchmal Wasser in den Eimern und damit keine Maus in den Eimern ertrinkt, liegt in jedem ein dicker Ast, an welchem sie hochkriechen können. Die Kröten erreichen auf ihrer nächtlichen Wanderung die Zäune und weil sie dieses Hindernis nicht überwinden können, versuchen sie es zu umgehen und landen dabei in den Eimern. Früh morgens werden alle Eimer kontrolliert und die Kröten (auch Frösche und Molche) werden gezählt und statistisch erfasst. Dieses Jahr verschiebt sich die Wanderung aufgrund der langen Nachtfröste sehr nach hinten. Allein heute hatten wir insgesamt 77 Erdkröten und 1 Teichmolch in den Eimern; mal sehen, wie viele es morgen sein werden. Ich habe sehr viel über diese Tiere lernen können und finde sie seit meiner Kindheit absolut faszinierend. Kennt noch jemand die grünen Frösche, die es früher im Überraschungsei gab? Seitdem bin ich Amphibien-Fan!

GoldaugeDie kleinen Hexentiere mit den goldenen Augen haben sich dieses Jahr so richtig in mein Leben geschoben. Ich las in der Lokalzeitung bereits, dass der NABU Helfer sucht und wollte schon anrufen. Dann hatte ich sowieso ein Treffen mit der hiesigen Ortsgruppe, da ich jetzt als Kräuterpädagogin den Kräutergarten im Umweltschutzzentrum mitbetreue. Auf dem Gelände befindet sich auch ein Teich und einige Terrarien. Prompt sah ich dort Kröten, Frösche und Molche und aufgrund der Begeisterung für die Tiere fragte man mich, ob ich mithelfen würde. Mein Freund ist am Wochenende auch dabei und ist ebenso begeistert wie ich. Wenn man so eine Kröte auf der Hand hat und ihr in die kleinen, gold-glänzenden Augen sieht, hat man manchmal das Gefühl, als blicke man in den Spiegel. Vielleicht geht das auch nur den Hexen so 😉 Ich jedenfalls stelle mir vor dem einschlafen vor, wie so ein kleines Familiar nachts durch den dunklen Wald wandert, vielleicht bis zu einem Haus. Dort brennt ein Licht…und durch die Augen der Kröte siehst du ins Innere. Ihre Verbindung zu Nacht, Wald und Hexen macht die Tiere so faszinierend, wie ich finde. Buschwindröschen

Aufgrund der Krötenwanderung haben wir ein neues, wirklich märchenhaft schönes Waldstück entdeckt. Dort ist der Wald naturbelassen, er wird nicht aufgeforstet. Buschwindröschen und Sauerklee wuchsen neben Scharbockskraut und Knoblauchsrauke. Ich habe es geschafft, mich schön auf die Nuss zu legen, weil die Erde vom Regen so matschig war und dabei bin ich auch noch mit der Hand auf eine Brombeerranke gefallen. Oh, es ist schön, wenn der Schmerz nachläßt. Ab zum Gundermann, etwas davon in der Hand zerrieben (nachdem ich alle Dornen herausgezogen hatte!) und der brennende Schmerz ließ sofort nach.

SauerkleeAm Osterwochenende war ich mit einer Freundin Kräuter für die Gründonnerstagssuppe sammeln. Wir kochten sie mit Giersch, Brennessel, Gundermann, Löwenzahn, Knoblauchsrauke, Scharbockskraut, Taubnessel, Hirtentäschel und Vogelmiere. Zuvor hatte ich noch wilde Veilchen gesammelt und einen Sirup daraus gekocht. Dieser wird traditionell gegen Husten eingesetzt und schmeckt auch gut zu Eis. Davon gibt es jetzt eins 😉