Die Planetenstunden und Wochentage

Unser Leben folgt gewissen Rhythmen. Sie geben uns eine Ordnung und regeln die „Zeit“. Ein solcher Rhythmus ist unsere 7 Tage Woche. Doch woher kommt diese Einteilung und warum ausgerechnet 7 Tage und nicht 8, 9 oder 10? Eine Antwort darauf geben uns die Planetenstunden, denn sie bilden die Grundlage für die 7 Tage der Woche.

Einst schauten die Menschen zum Himmel hinauf und beobachteten den Lauf der Gestirne, besonders jenen von Sonne und Mond. Man kann nach heutigem Kenntnisstand annehmen, dass bereits im alten Babylon ein System für die Planetenstunden entstanden ist. Der lichte Tag und die dunkle Nacht wurden in je 12 Teile geteilt, wobei diese Tag- bzw. Nacht“stunden“ keine 60 Minuten lang sein mussten, so wie wir es heute kennen. Tag und Nacht sind nur zu Frühlingstag- und Nachtgleiche (0° Widder), bzw. zur Herbsttag – und Nachtgleiche (0° Waage) jeweils gleich lang. Im Sommer dauern hingegen die Tagstunden länger als die Nachtstunden, im Winter ist es umgekehrt (in der nördlichen Hemisphäre).

Tag und Nacht zu den Äquinoktien

Man rechnet die Minuten von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang und teilt diese anschließend durch 12. Beispiel für Donnerstag, den 03. Mai 2019 in Moers: Sonnenaufgang 06:04 Uhr, Sonnenuntergang 20:58 Uhr = 774 Minuten : 12 Stunden = 65 Minuten (gerundet)

Tag und Nacht im Sommer

Die Zeit von 06:04 Uhr bis 07:19 Uhr ist die erste Planetenstunde des Tages. Heute ist Donnerstag, der Tag des Jupiter. Die erste Stunde gehört also Jupiter. Doch zurück zu den Stunden. Zur Zeit der Entstehung dieses Systems erkannte man am Himmel 7 „Wandersterne“ (die Planeten – wobei man Sonne und Mond ebenfalls dazu zählte, also Sonne, Mond, Merkur, Venus, Mars, Jupiter und Saturn) mit bloßem Auge. Diese 7 Planeten wurden den einzelnen Stunden des Tages zugeordnet. Man zählt nun nach der chaldäischen Reihe rückwärts und zwar nach der Geschwindigkeit der Planeten. Saturn ist der langsamste, der Mond der schnellste. Am Donnerstag wäre das dann Sonnenaufgang mit Jupiter und weiter geht es in absteigender Reihenfolge mit Mars,  Sonne, Venus, Merkur, Mond, Saturn. Absteigend dehalb, weil man die Kräfte hinab ziehen möchte, damit sie sich auf der Erde manifestieren.

Als ich auf Instagram dazu gepostet hatte, herrschte in den Kommentaren einige Verwirrung. Manche glaubten sogar, ein Papst hätte die Reihenfolge der Wochentage absichtlich geändert – diese Verwirrung entstand vielleicht durch den Siebenstern der Chaldäischen Reihe – den manche im Uhrzeigersinn ablesen. Hier hilft euch vielleicht der Link zur Planetenuhr des Deutschen Uhrenmuseums Die sieben Wochentage .

Jetzt, wo wir das System hinter den Wochentagen und Planetenstunden kennengelernt haben, ergibt sich die Frage, was wir damit tun können. Der Stundenherrscher beeinflusst zum Beispiel die Kraft einer Heilpflanze. In der Signaturenlehre ordnet man die Planetenkräfte den Pflanzen zu. Astrologie ist nicht ferne Theorie, sondern im irdischen verankert. Sie ist der Tanz der Elemente in ihren unterschiedlichen Formen, sie ist der Wandel der Jahreszeiten und alles Irdische trägt eine kosmische Signatur. Ernten wir eine Pflanze zu einer bestimmten Stunde, so ernten wir im Grunde auch eine Planetenkraft. Eine Sonnenpflanze mit Wirkung auf das Herz, gesammelt am Sonntag, dem Tag der Sonne, im Tierkreiszeichen Löwe (oder Mond im Löwe – für Fortgeschrittene: sofern keine hinderlichen Aspekte vorliegen), ergibt der alten Lehre nach eine kraftvolle Arznei für das Herz! Man stimmt sich ein in die kosmischen Rhythmen und Harmonien.

Alkoholische Pflanzenauszüge, hergestellt unter dem Einfluss der entsprechenden Planetenkraft

Ich hoffe, in diesem Blogbeitrag konnte ich euch eine kurze Einführung zum Thema geben, die vielleicht Lust auf mehr macht. Ausführlich gehe ich darauf in meinem Buch ein (ja, es ist wirklich in Arbeit…). Dort begegnet uns noch das System der Nachtstunden nach dem berühmten Astrologen Guido Bonatti aus dem 13. Jahrhundert. Seine Prognosen waren derart treffend, dass ihm Dante später einen zweifelhaften Ehrenplatz in seiner Göttlichen Komödie einräumte. In Dantes Inferno muss der „falsche Prophet“ mit dem Kopf nach hinten gedreht umherwandeln, damit er nie wieder einen Blick in die Zukunft wagen kann.

Feenhügel und die dunklen Kräfte des Winters

„I’ve bathed in sunshine
But cherished the fading light
And I heard my heartbeat faulter
On a winter’s night“ No Tears – James Blunt

Die dunklen Kräfte des Winters, sie warten im Verborgenen. Der Reisende Sigvatr Þórðarson beschreit ein Ritual aus dem Jahre 1018 zu ihrer Besänftigung, welches noch über der hohen Gastfreundschaft stand. Auf mehreren Höfen bat er um Einlass und Quartier für die Nacht, doch die Frauen des Hauses, die das Ritual leiteten, wiesen ihn ab. Es war das alfablót – das Opfer an die Elfen. In der nordischen Mythologie sind die Elfen sowohl Naturgeister, als auch Ahnengeister und es galt, sie während der dunklen Jahreszeit durch Opfergaben zu beschwichtigen.

Der eisige Atem der keltischen Göttin  Cailleach friert im Winter das Leben ein.

Wer schon einmal bei Nacht im Wald war, der weiss um die Bedeutung von Finsternis.  Man sieht die eigene Hand vor Augen nicht. Um einen herum erwachen die Schatten  zum Leben und eine Gänsehaut läuft den Rücken hinunter. Die Kräfte des Winters warten dicht unter dem dünnen Eis, das die Seen und Moore bedeckt (komm, es wird halten..) und sie schauen uns aus dem dunkelgrünen Efeu entgegen, welches die Bäume umrankt und manchmal auch erwürgt (iss mich, iss mich…ein Blatt schadet nicht)Dort wachsen die Stämme seltsam verdreht, oft sind unterirdische Wasseradern und Erdstrahlen die Ursache, Störzonen, die man mit Wünschelruten finden kann. 

Ausgerechnet Pflanzen aus solchen Störzonen kommen bei gesundheitlichen Problemen zum Einatz, wenn die Ursache sprichwörtlich im Dunkeln liegt. Ich habe ein Blättchen vom Efeu probiert, intuitiv (und impulsiv, ähm…), und hatte das Gefühl, einen leichten Reiz im Hals zu spüren. Ich kannte die Wirkung gegen Entzündungen der Atemwege, aber die homöopatische Anwendung fand ich noch interessanter. Man könnte sagen, das Mittel hilft bei Problemen des Bewegungsapparates, bei Steifheit und Schmerzen – wenn man sich fühlt, als wäre man im unnachgiebigen Griff dieser heimischen Lianenart! 

An solchen Orten sollten Menschen nicht zu lange verweilen, denn sie können krank machen. Man spürt, wie abweisend solche Plätze sind. Einen solchen „Spukort“ haben wir vor einiger Zeit besucht. Am Rande der Leucht, einem Waldgebiet zwischen Kamp-Lintfort und Alpen, findet man die Überreste von Hügelgräbern aus der Zeit der Becherkultur, ca. 2800 bis 2200 vor Christus. Je näher man diesen Hügelgräbern kommt, desto mehr Efeu umrankt die Bäume, desto bizarrer wird ihr Wuchs und desto mehr verstummt der Gesang der Vögel, bis es beinahe völlig windstill wird.

Wenn die Menschen vergangener Tage Rat bei ihren Vorfahren suchten, übernachteten sie manchmal auf den Hügelgräbern und hofften auf Eingebungen von der anderen Seite. Sie maßen ihren Träumen in solchen Nächten große Bedeutung bei. Begleitet von der Angst vor Widergängern harrten sie aus, bis das erste Licht des Morgens die Welt aus dem angstvollen Griff der Nacht befreite.

Hügelgrab in der Leucht

In Irland, wo der Feenglaube (nein, nicht Tinkerbell) noch lebendig ist, erzählt man sich die Geschichte der Sidhe (gesprochen Schie), einem Feenvolk, welches sich einst in die Hügel zurück gezogen hatte. Auf der grünen Insel ist einiges mehr an Wissen aus dem keltischen Kulturkreis übrig geblieben, als hier auf dem Festland, da dort die Christianisierung relativ friedvoll vonstatten ging. Heute sind sich Wissenschafter jedoch  einig darüber, dass viele der Bräuche und Rituale vom Festland hinüber gewandert waren und zu einem gewissen Teil auch das verlorene Wissen von Mitteleuropa beinhalten.

Mmmhh, das klingt doch mal nach einem Ort für eine Kräuterführung mit Schwerpunkt Mythologie 😉 Ich werde in diesem Jahr neben 2 Schreibprojekten auch wieder Kräuterführungen anbieten und freue mich schon darauf, euch persönlich oder hoffentlich ganz bald durch den Zauber des geschriebenen Wortes mit zu nehmen an verwunschene Orte. Und vielleicht inspiriert euch diese Beschäftigung mit Pflanzen und Mythen so, dass ihr euren eigenen Wohnort und eure Umgebung auf ähnliche Weise erkundet.

Quellen:

Emma Wilby „Cunning folk and familiar spirits“

Maria Kvilhaug „The old norse Halloween or Day of the Dead“ http://www.ladyofthelabyrinth.com

Paul Herrmann „Nordische Mythologie“

http://www.praehistorische-archaeologie.de

Margret Madejsky, Olaf Rippe „Heilmittel der Sonne“

 

 

Kräuter & Pilze im Winter

Väterchen Frost

Hier am Niederrhein haben wir in der kalten Jahreszeit nur sehr wenig Schnee, dafür aber umso mehr Regen. Das nasskalte Wetter, gepaart mit der frühen Dunkelheit, läßt die Leute spätestens Mitte Januar sehnsüchtig den Frühling erwarten. Dafür überwintern hier die Wildgänse aus Sibirien und Skandinavien – für sie ist es bei uns südseemäßig 😉 Wir müssen uns alle noch ein wenig gedulden, bevor die ersten Schneeglöckchen, Krokusse, Winterlinge und Narzissen ihre Köpfchen aus der Erde stecken. Für alle, die es kaum noch aushalten, hier ein paar Tips für die kalte Jahreszeit:

Vogelmiere (Stellaria media)

Auch der Winter hält einige Möglichkeiten für uns bereit, draußen Kräuter und Pilze zu sammeln. Kräuter?! Jaaaaa! So z.B. die Vogelmiere – sie wächst sogar noch unter einer dichten Schneedecke. Ihr könnt dieses Vitamin reiche Wildkraut Salaten, Suppen, Quark und Smoothies beimengen. Vogelmiere enthält Saponine, Flavonoide, Cumarine, Mineralien, Oxalsäure, Schleim, Zink und ätherische Öle. Im Frühjahr ist ihr Wirkstoffgehalt am höchsten und aufgrund ihrer breiten Anwendungsmöglichkeiten gegen die unterschiedlichsten Beschwerden eignet sie sich dann auch wunderbar als Kraut für die Frühjahrskur. Vogelmiere wächst als Bodendecker in größeren Ansammlungen am Wegesrand und kommt häufig vor.

Judasohr (Auricularia auricula-judae)

Wo wir schon beim Essen sind, nicht nur im Herbst ist Pilzzeit! Das Pilze sammeln gestaltet sich im Winter sogar etwas einfacher, wie ich finde, denn viele Winterpilze können nicht mehr so leicht mit anderen verwechselt werden, einfach aufgrund ihrer Erscheinung in der kalten Jahreszeit! Zu den essbaren Winterpilzen gehören das Judasohr und der Samtfussrübling. Das Judasohr erkennt man gut an seiner Ohrmuschelform und daran, dass es bevorzugt an Totholz von Holunder wächst. Es hat seinen Namen daher, dass sich Judas nach seinem Verrat am Holunder erhangen haben soll und dabei ist ihm das Ohr angerissen, autsch. Wenn auch die wabbeligen Judasohren erstmal so gar nicht schmackhaft aussehen, so haben viele von euch sie sicher schon einmal gegessen – in chinesischen Gerichten nämlich, wo sie regelmäßig mit enthalten sind!

Samtfussrübling (Flammulina)

Der Samtfussrübling ist aufgrund seiner Wuchsform (in Ansammlung) und seiner Vorliebe für Baumstümpfe und eben den Winter ebenfalls geeignet für`s Sammelkörbchen. Sein Stiel ist bräunlich bis gelblich. Ein Tip noch – wenn die Ausbeute mal klein ist, können die Pilze auch einfach getrocknet werden. Ich lasse sie einfach an der Luft trocknen und bewahre sie danach an einem dunklen Ort auf. So kann man mit ihnen alle möglichen Gericht aufpeppen.

Kiefer

Dann wären da natürlich noch die immergrünen Koniferen, aus deren Nadeln sich köstliche Tees und Badezusätze herstellen lassen. Hier muss man nur aufpassen, dass man nicht an die giftigen Vertreter unter ihnen gerät, z.B. Eiben, und einige Zypressenarten. Zypressen erkennt ihr an ihrem „schuppigen“ Nadelaufbau. Weibliche Eiben tragen rote Beerenfrüchte, aber bei den männlichen müsst ihr auf die Form der Nadeln achten. Sie haben außerdem auch oftmals einen bräunlichen, abblätternden Stamm, aber bitte zur Sicherheit in ein gutes Bestimmungsbuch schauen! Der Wacholder gehört auch zu den Zypressengewächsen und sehen seine „Blätter“ aus, wie auf dem Foto und wächst er inStrauchform bis 3m Höhe, dann Finger weg – so sieht der giftige Sadebaum aus (der eigentlich ein Strauch ist!), dessen Beeren den Wacholderbeeren sehr ähneln.

Am wenigstens falsch machen kann man mit den Kiefern. Ein Bad auf Kiefernnadeln tut den Atemwegen und der Muskulatur gut. Es schmeichelt auch der Seele, wenn man die Augen schließt und das Gefühl hat, in einem stillen Wald zu liegen…ich hoffe, der Artikel hat die Lust geweckt, auch in der melancholischen Januarzeit nach draußen zu gehen und sich mit der Natur zu verbinden.

Zypressengewächs

Wacholder